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ELDE EXPRESS | 18. Juli 2018 - Seite 3

Sommerfest auf dem Forsthof



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Schweriner Volkszeitung | 29. Oktober 2014

Glücklich auf der eigenen Scholle

Vor fünf Jahren krempelten Friedrich-Wilhelm Päplow und Steffi Doetsch ihr Leben um und gründeten in Poitendorf einen Herdbuchzuchtbetrieb

 

Hätte ihm zu seinem 18. Geburtstag jemand prophezeit, dass er schon bald sein Herz an die Landwirtschaft verlieren und einen eigenen Hof bewirtschaften würde – Friedrich-Wilhelm Päplow hätte locker abgewinkt und sich seinen Teil gedacht. Heute, zwölf Jahre später, ist genau dieser Alltag sein absolutes Ding. „Ich kann mir keinen schöneren Ort vorstellen, als dieses Fleckchen Erde hier“, sagt der 30-Jährige.

 



Die Rede ist von einer ca. 71 000 Quadratmeter großen, liebevoll und akkurat gepflegten Scholle rund um das denkmalgeschützte Forsthaus Poitendorf. Hier betreibt Friedrich-Wilhelm Päplow gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Steffi Doetsch (28) seit fünf Jahren einen landwirtschaftlichen Betrieb. Zehn Angusrinder, allesamt Herdbuch-A-Tiere, was für das höchste erreichbare Zuchtziel steht, bilden das Herzstück des familiengeführten Betriebes. An dieser überschaubaren Herdengröße möchte Friedrich-Wilhelm Päplow auch weiterhin festhalten. Das Fleisch, das wegen seiner Schmackhaftigkeit bei Kennern hoch in der Gunst steht (und das weltweit) vermarktet er direkt und fast ausschließlich in der unmittelbaren Region.

Im vergangenen Jahr stieg der Poitendorfer außerdem in die Schweinezucht ein: Fünf Borstentiere der bodenständigen Deutschen (Mecklenburger) Landrasse führen hier ein paradiesisches Schweineleben unter Freilandbedingungen. Im nächsten Jahr rechnet Friedrich-Wilhelm Päplow bereits mit bis zu 50 Ferkeln aus eigener Herdbuchzucht. Auch hier ist regionale Direktvermarktung für ihn Ehrensache. Auf Feinschmecker-Qualität setzen die jungen Leute ebenso beim Federvieh: Neben Enten (derzeit 35) und Hühner (17) sind Perlhühner vom Forsthaus Poitendorf bei Gourmets sehr gefragt.

Zum ständigen „Hofinventar“ gehören Mucki und Tine – zwei reinrassige Langhaarteckel aus dem von Insidern weithin geschätzten Zwinger „vom Benthener Forst“ der Züchter Christel und Jürgen Päplow.

Christel und Jürgen Päplow waren es, die 1998 das Poitendorfer Forsthaus erwarben. Sohn Friedrich-Wilhelm Päplow erinnert sich noch gut an seinen ersten Besuch auf dem Hof: Der lange Leerstand hatte dem Anfang des 19. Jahrhunderts erbauten Fachwerkhaus bereits mächtig zugesetzt. „Aus der Dachrinne wuchs schon der Holunder. Wir haben nur Arbeit, Arbeit, Arbeit gesehen.“ Sein Bruder Matthias würde diesen Satz wohl genauso formulieren.

Die gesamte Familie zog bei der sofort nach dem Kauf in Angriff genommenen denkmalgerechten Sanierung an einem Strang. Ende 1999, pünktlich zur Jahrtausendwende, konnte das Forsthaus bereits bezogen werden. Etwa drei Jahre später sahen auch die denkmalgeschützten Scheunen mit neuem Dach und neuer Fassade wieder wie richtige Scheunen aus. 2009 bot sich Friedrich-Wilhelm Päplow die Chance, das Forsthaus von den Eltern zu übernehmen. Die Entscheidung, hier einen kleinen, nachhaltig geführten landwirtschaftlichen Qualitätsbetrieb aufzubauen, traf er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin, die ihre familiären Wurzeln übrigens in Herzfeld hat. Nach elf Jahren brach Friedrich-Wilhelm Päplow also seine Zelte in Hamburg ab.

Er hatte bei Blohm & Voss eine Ausbildung zum Industriemechaniker absolviert, in Hamburg fürs Abitur gepaukt und fand dort nach dem Maschinenbaustudium sowie dem anschließenden Aufbaustudium in der Fachrichtung Betriebswirtschaftslehre einen guten Job als Projektingenieur bei einem Hersteller von Landtechnik und Nutzfahrzeugen mit Weltruf. Für dieses Unternehmen kann er auch weiterhin arbeiten – von Poitendorf aus, was ihm ein großes Sicherheitsgefühl gibt. Steffi Doetsch pendelt täglich nach Hamburg zur Arbeit. Die gelernte Krankenschwester und Betriebswirtschaftlerin ist im medizinischen Controlling tätig. Das Thema Urlaubsreisen oder spontane Wochenendausflüge haben die jungen Leute aus ihrem Wortschatz verbannt, seit 2009 die ersten vier Mutterkühe auf den Hof kamen.

Warum die Wahl ausgerechnet auf Angusrinder fiel? Für Friedrich-Wilhelm Päplow sind es einfach schöne Tiere, denen er mit dem gebotenen Respekt begegnet: Immerhin kann es ein Bulle locker auf 1,2 Tonnen Lebendgewicht bringen. Den ersten Besuch am Tag stattet der Poitendorfer seiner Herde allmorgendlich so gegen 6 Uhr ab, wenn er den Weidezaun kontrolliert und nachsieht, ob es seinen Tieren gut geht. Einmal am Tag gibt es für jedes Rind etwas aus der Hand. „Dieses Ritual ist mir ganz wichtig. Meine Tiere sollen ein schönes Leben bei uns haben und ein persönlicher Bezug zum Tier macht die Arbeit einfach“, findet Friedrich-Wilhelm Päplow. Dabei kann er sich immer wieder aufs Neue amüsieren, wie seine Herde auf den orangefarbenen Eimer mit dem Schriftzug eines bekannten Baumarktes abonniert ist, in dem er die Leckerlis wie Äpfel oder Möhren mit zur Weide bringt.

Der Lebensraum von Angus-Rindern, die ihren Ursprung im rauen Ostschottland haben, ist draußen, und das an 365 Tagen im Jahr. Selbst 20 Grad unter Null - was im Mecklenburgischen nun wirklich nicht alle Tage vorkommt - können ihnen nichts anhaben, wenn sie die Möglichkeit haben, sich selbst zu klimatisieren sowie eine Schutzmöglichkeit vor Wind und Nässe im offenen Stall. Als „Zubrot“ setzt der Züchter auf „selbstgemachtes“ Heu. Der Sommer 2014 bescherte ihm eine „traumhafte Heuernte“ und damit einen reichen Wintervorrat. Kraftfutter kommt Friedrich-Wilhelm Päplow nicht auf den Hof. Sehr zu schätzen wissen er und seine Lebensgefährtin die fachliche Unterstützung durch den Rinderzuchtverband.

Fünf Jahre nach der Gründung ihres Betriebes sind Friedrich-Wilhelm Päplow und Steffi Doetsch glücklich mit dem, was sie sich in Poitendorf aufgebaut haben. Dort liegt ihre Zukunft. Ihre gemeinsame Basis: „Wir tragen das aus tiefstem Herzen und können uns zu 100 Prozent aufeinander verlassen.“

 

 

Christiane Großmann 


Adresse

Forsthaus Poitendorf

Lange Straße 1

19376 Poitendorf

Telefon 038729-22 49 54

Forsthaus@Poitendorf.de